„Trau dich!” ist der Name der bundesweiten Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die sich gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) für die bundesweite Initiative zur Prävention des sexuellen Kindesmissbrauchs für acht- bis zwölfjährige Kinder einsetzt. Am Dienstag hatten die Sechstklässler der August-Sander-Schule in der Stadthalle Altenkirchen die Gelegenheit, diese Aufführungen zu erleben.
Julia fühlt sich an diesem Morgen fluffig, Markus kaputt, Lisa gespannt und Julian animiert – die vier Darsteller der Kompanie kopfstand spielen Gefühle, benennen sie und zeigen Szenen, in denen Kinder Übergriffe in unterschiedlichen Situationen erleben. Da ist die zwölfjährige Paula, die noch gar nicht küssen will, obwohl ihre beste Freundin das schon gerne macht. Da ist Vladimir, dem die nassen „Schlabberküsse“ der Oma viel zu viel sind und der mit Hilfe der Schüler im Publikum sich traut, der Oma einen Brief zu schreiben, damit er sie weiter gern haben kann, ohne die ganzen Küsse aushalten zu müssen. Und da ist Alina, die einen sexuellen Übergriff mit dem Verlobten ihrer großen Schwester Maya erlebt. Wem sagt Alina das schlechte Geheimnis? Ist sie selbst schuld? Nein, auch wenn Vater, Mutter und Opa nicht zuhören, bricht sie doch ihr Schweigen gegenüber der Schwester und erlebt Vertrauen. Trau dich Nein zu sagen, heißt die Botschaft, trau dich mit jemandem zu sprechen, wenn du ein schlechtes Geheimnis hast. Und da ist Luca, den der Sporttrainer in der Dusche angefasst hat, der es seinem Freund erzählt und schließlich von Erwachsenen Hilfe bekommt. Alle vier Szenen, die verschiedene Formen des sexuellen Missbrauchs aufgreifen, nehmen die Kinder emotional mit, ohne sie mit ihren Gefühlen alleine zu lassen. Denn die Schüler dürfen sich mit den Schauspielern auch über die Szenen / Übergriffe austauschen, ihre Gefühle benennen. Eingespielt werden per Video Statements Gleichaltriger: Kinder haben Rechte,
Das interaktive Theaterstück „Trau dich! Ein starkes Stück über Gefühle, Grenzen und Vertrauen“ will Kinder aufklären, sie stärken und dazu ermutigen, sich an Vertrauenspersonen zu wenden.
Weitere Ziele vor Ort sind es, Eltern und Lehrkräfte zu informieren und ihre Handlungsmöglichkeiten erhöhen, bessere Vernetzung der Hilfesysteme vor Ort schaffen, damit Kinder, Eltern und Lehrkräfte wissen, an wen sie sich wenden können und Präventions- und Schutzkonzepte nachhaltig verankern. Pädagogische Begleitung von Eltern und Lehrern mit Elternabenden und Fortbildungen sind ein Muss für das Gelingen des Konzeptes. In Altenkirchen übernahmen Claudia Wienand vom Präventionsbüro Ronja (Verein Frauen gegen Gewalt) aus Westerburg und Petra Baldus vom Kinderschutzdienst in Betzdorf-Kirchen diese Aufgabe. Im Foyer der Stadthalle gab es für die Schüler die Gelegenheit, die Mitarbeiter der Beratungsstellen kennen zu lernen. Kinder, die Hilfe brauchen, können sich an unserer Schule an die beiden Schulsozialarbeiterinnen Uta Löw und Petra Eul-Orthen oder auch Lehrerinnen und Lehrer, denen sie vertrauen, wenden.