SV-Tagung in der Landjugendakademie (03.12.2014)
Sich zum Klassensprecher wählen lassen, das Vertrauen der Klasse genießen, deren Interessen vor den Lehrern vertreten – das ist die eine Sache. Aber wie soll man aktiv und demokratisch mit diesem Klassensprecheramt ein größeres Mitspracherecht bei der Gestaltung unseres Schullebens in Anspruch nehmen, wie als Schülersprecherin oder SV-Vorstand über die Belange von über eintausend Mitschülern mitbestimmen? Das sind dann schon ganz andere Fragen; oft ist den Schülerinnen und Schülern nämlich gar nicht bewusst, welche Möglichkeiten sie haben, sich im Rahmen der Schülermitwirkung bei der Entwicklung unserer Schule zu beteiligen.
Die Schülervertretung unserer Schule traf sich daher am 3. Dezember 2014 zu einer gemeinsamen ganztägigen Schulung in der Evangelischen Landjugendakademie in Altenkirchen. Neben den Klassen- und Schülersprechern und dem SV-Vorstand waren auch als Schulleiterin Frau John und als Verbindungslehrer Herr Reuber, Herr Hees und Herr Ochmann anwesend. Zum einen sollten sich die Teilnehmer für ihre gemeinsame Arbeit untereinander einmal besser kennen lernen, zum anderen ging es aber auch darum, die eigenen Rechte und Pflichten, die Bestimmungen und Möglichkeiten, welche die Schülervertretung betreffen, zu begreifen und aktiv im Schulalltag umzusetzen.
Die Tagung begann nach einer kurzen Vorstellungsrunde mit einem einführenden Vortrag durch den Politikwissenschaftler Herrn Schlicht, der als Dozent für jugendpolitische Bildung an der Landjugendakademie tätig ist. Die Schülerinnen und Schüler wurden hierbei mit solchen Fragestellungen konfrontiert wie: Was ist eigentlich Demokratie? Wie wichtig ist eine eigene Meinung? Wann kommt es auf die eigene Meinungsäußerung an? Wie viele Freiheiten habe ich – und wo enden diese? Viele Schüler brachten sich dabei mit ihren Ansichten sehr engagiert in Diskussionen ein und waren auch nicht zu unsicher oder bequem, ihre eigene Meinung argumentativ zu untermauern. Hier war schon deutlich zu erkennen, dass Diskussions- und Kritikfähigkeit als Grundvoraussetzungen für demokratisches Handeln bei vielen bereits in erfreulichem Maße vorhanden sind.
Anschließend erhielten die Tagungsteilnehmer Besuch: Schwester Barbara vom Orden der Töchter vom Heiligen Kreuz bekam dabei vom SV-Vorstand einen Scheck über 3000 € überreicht. Dieses Geld wurde von allen Schülern bei der letzten Aktion Tagwerk erwirtschaftet und unterstützt den weiteren Aufbau einer Primary School im indischen Rourkela. Schwester Barbara dankte den Schülervertretern im Namen ihres Ordens und der indischen Schule für diesen Betrag, von dem sie sagte, dass ein solch hoher Betrag unglaublich viele Möglichkeiten bei der Arbeit in Indien bedeuten würde. Sie stellte auch in einem Vortrag mittels einer Powerpoint-Präsentation das Projekt vor, wodurch die Schülerinnen und Schüler für den Schulalltag in anderen Gegenden der Erde sensibilisiert wurden. Viele Schüler waren sichtlich betroffen von der Schulsituation in Rourkela – aber auch stolz und froh darüber, dass sie auf diese Weise sinn- und wirkungsvoll helfen können.
Der SV-Vorstand (von links: Casper Kolata, 9a, Lena Timmermann, 10,2, Paulina Weber, 10/4, Carina Bauer, 7/4, Sophia Engels, 7/6, und Nermin Ahmetovic, 10a) bei der Spendenübergabe an Schwester Barbara (rechts) in Anwesenheit von Frau John und Herrn Schlicht (beide ganz links).
Im Anschluss an die Spendenübergabe und einen Pressetermin mit einem Vertreter der Rhein-Zeitung (Zeitungsbericht vom 04.12.) referierte Frau John über die Aufgaben und Möglichkeiten der SV. Sie unterstrich hierbei deutlich, dass ein gut funktionierendes Schulleben ohne aktive Teilhabe der Schülerschaft nicht möglich ist. Deutlich erkennbar wurde dabei auch, dass die SV-Mitglieder sich von Seiten der Schulleitung als wirklich ernst genommen empfanden.
Vor der nächsten Arbeitsphase ging es in die Kantine der Landjugendakademie zu einem gemeinsamen und wirklich guten Mittagessen. Hier bot sich an den verschiedenen Tischen einmal mehr die Möglichkeit, Klassensprecher anderer Klassen besser kennen zu lernen.
Nach der Mittagspause kam es zu dem eher trockeneren aber dennoch wichtigen Teil der Tagung: Seitens der SV-Lehrer war im Vorfeld eine gemeinsame Satzung der SV vorbereitet worden, welche nun den Schülern Schritt für Schritt vorgestellt wurde. Es war äußerste Konzentrationsfähigkeit der Schüler gefordert, schließlich war dieser ganze Paragraphen-Dschungel schon ein sehr theoretischer Bereich. Trotzdem brachten sich einzelne Schüler mit eigenen Anmerkungen ein, viele Schüler scheuten sich nicht, zu den vorgestellten Inhalten Fragen zu stellen. Genau das war aber auch ihr Recht, denn alle Paragraphen mussten von der Schülervertretung durch Abstimmung verabschiedet werden, konnten aber auch nach Einspruch verändert werden. Das Resultat ist dann jetzt auch ein offizielles, demokratisch begründetes und schuleigenes Regelwerk für die SV-Arbeit, das für alle Beteiligten verpflichtend ist, aber auch die Rechte und Möglichkeiten zur Schülermitwirkung schwarz auf weiß niederlegt.
Nach so viel Theorie ging es nun darum, die Möglichkeiten von SV-Arbeit gruppenweise anhand verschiedener Fallbeispiele zu erörtern. Hierzu erhielten die Schüler in zehn Gruppen die Schilderungen einer erdachten Konfliktsituation, eines Interessenskonfliktes oder eines möglichen Verbesserungsvorschlages innerhalb des Schulalltages. Die Gruppen überlegten sich Strategien für die Schülervertretung, mit denen Lösungen, Konfliktbewältigungen oder Umsetzungen möglich sein könnten. Hierbei war in den verschiedenen Gruppen durchaus ein hohes Maß an Phantasie und Verantwortung erkennbar. Zu ihrer Orientierung und als Argumentationsgrundlage bekamen die Gruppen entsprechende Auszüge aus dem Schulgesetz sowie die vom Land Rheinland-Pfalz herausgegebene Broschüre „Du hast Recht“ ausgehändigt.
Aktuellere Umsetzungen von Schülermitwirkung wurden in einer nächsten Phase zum Thema: Immer Bukoshi (7/2) und Jannik Schwarzbach (10/2) stellten die bisherigen Erfahrungen und Möglichkeiten hinsichtlich „Klassenrat“ und „Kulturforscher-AG“ in zwei Vorträgen vor, wobei schnell klar wurde, dass bereits hier Schülermitwirkung in höchstem Maße vorhanden sein kann und an unserer Schule auch schon gelebt wird.
Der Tag endete mit einem kurzen Brainstorming aller und wurde insgesamt als sehr positiv bewertet. Auch bei trockeneren Phasen und der zeitweisen Notwendigkeit größter Aufmerksamkeit empfanden die Schülerinnen und Schüler – aber auch Frau John und die Verbindungslehrer – die Tagung als sehr konstruktiv. So wurden die SV-Mitglieder für ihre demokratische Mitverantwortung sensibilisiert, erfuhren aber auch viel über ihre Rechte als Vertreter der Schülerschaft. Aber das Wichtigste ist vielleicht erst einmal: Deutlich spürbar war eine Atmosphäre, innerhalb der sich die Vertreter von Schülerschaft, Lehrerschaft und Schulleitung gegenseitig ernst nahmen und als notwendige Partner bei der aktiven Gestaltung unseres Schullebens akzeptierten.