„Die Linie ist eine Kraft“, „Was ist des Pudels Kern?“, „Jedem das Seine“,
„Glück und Gesundheit“, „Woher kommen wir“?, „Der neue Mensch“
Etwas provokant, diese Zitatreihe, irgendwie existentiell…aber alles andere als „boring“ war unsere Studienfahrt nach WEIMAR.
Dieses Mal lest ihr nur SchülerInnen-Statements und eine kleine „Sauce“ von mir drum herum.
Erster Tag: Anreise von Montabaur: 7°° Abfahrt
Mittags schon: Neues Museum, Weimar
Der Bau aus der Neo-Renaissance beherbergt Möbel des Jugendstils und Malerei der frühen Moderne. Außerdem verfügt es im Keller über Werkstätten zum Selbsttun, die wir nach der kurzweiligen Führung, integriert mit Workshopeinheiten, natürlich genutzt haben!
Thomas Schüttes „Großer Geist“ (Postmoderne) vor dem Museum hatte es Catalina angetan: „Die große goldene Plastik war cool.“
„Helle hohe Räume mit Spiegelwänden im Treppenhaus“, die reizten zum Fotografieren. „Im Workshop hab ich gelernt, dass Henry van de Velde die Line feierte. Wir bogen Draht nach Formen des ausgestellten Produktdesigns. In der Werkstatt bauten wir für unsere Objekte noch Sockel.“ (Lina)
„Produkte aus der Zeit der Anfänge der Industrialisierung. Wir zeichneten uns gegenseitig in nur „einer Linie“ – das war spaßig“ (Julia). „Die Line ist eine Kraft“- sagte van de Velde (Catalina)
Die Wände in den Sälen waren in kräftigen Tönen gestaltet: „ Die Möbel kamen vor den kontrastreichen blauen, roten Wänden echt gut zur Geltung“ (Catalina).
„Kunstvoll, herrschaftlich wirkt das Gebäude. Das riesige getupfte Bild von Claude Monet hat es mir angetan“ (Lea).
„Die Workshopeinheiten fand ich gut, man verstand die Formen des Jugendstils viel besser und damit die Zeit der Industrialisierung.“ (Daria)
„Ich hab den Griff einer Schublade nachgeformt“ (Amy).
„Der Workshop zur Linie machte die Form des Produktdesigns aus dem Jugendstil deutlich!“ (Suela)
„Das Spiel mit dem Draht fand ich schön! Führung war interessant.“ (Katharina)
Durch den schönen Park an der Ilm gings z.T., aber dann doch Abkürzungen über die Straße wählend, weil es anfing zu schütten, vorbei an den Häusern, in denen Paul Klee, Kandinsky gelebt hatten, zum
Haus am Horn
Urtyp unserer Fertighäuser heute: Die Bauhaus Ikone:
„Von außen super schön, modern, von innen aber kalt und einfach. Manche Möbel waren nur auf den Boden als Platzhalter gemalt. Der Durchblick zum Garten war aus der Küche wichtig, die Klappfenster super modern“. (Lina)
„boring“ (Suela)
„4 köpfige Familie, getrennte Schlafzimmer, sehr kühle Atmosphäre“ (Julia)
„minimalisitisch“ (Catalina)
“Habe den Garten zur Selbstversorgung gesehen, Konzept von 1923, über den ich in meinem zweiten Fachbericht geschrieben habe“ (Amy)
Sleeping time (?!)/ relax/ home… sweet home
Day 2
Herr Hopf traf uns dem Nationaltheater, dem Goethe-Schiller Denkmal, und los gings bei Sonnenschein. Jetzt konnten wir testen, ob unsere Stil-Referate hielten, was sie versprochn hatten:
„Wir sahen Häuser aus unterschiedlichen Stilepochen“ (Lina)
„gotische Kirche mit Spitzgiebel; kunstvolle Erker, und Schlusssteine mit „alten Logos“ von Handwerkbetrieben. Den kleinen Herbstmarkt auf dem Marktplatz besuchten wir noch auf unserem Rückweg“ (Julia)
„Am Hotel Elefant sahen wir den Balkon, auf dem Hitler seine Reden hielt. Zu jeder Stilepoche konnten wir ein Haus im Original sehen“ (Daria)
„Der moderne Anbau an der ehrwürdigen Anna-Amalia-Bibliothek, sehr cool, aber zu modern“ (Catalina)
Rest in den appartementos
Dann gings mit dem Bus zur..
..Gedenkstätte Buchenwald
Mutet man jungen Menschen solche Orte zu?
„Wir fuhren das letzte Stück über die originalen Straßen von Hitler, ein riesiges Terrain auf dem Buchen gestanden hatten, Buchen, die die Opfer selber fällen mussten, damit dort Arbeitslager und Krematorien gebaut werden konnten – zu ihrer Vernichtung“ (Julia)
Mit dieser Filmszene, der Fahrt über die „Blutstraße“, beginnt auch der Kurzfilm der SchülerInnen zu ihrem Erleben von der Gedenkstätte.
„Maximilians Infos waren eine 1. Das weite Areal des Bahnhofs, der Folterweg, dass ein Bauhausstudent dieses Tor mit der Schrift „Jedem das Seine“ bauen musste, die Häftlingskleidung mit verschiedenen Zeichen zur Markierung, ein ausgeklügeltes System, grausam, beklemmend“ (Julia).
„Die Führung von Jacob war wichtig und sehr gut, da man dann mehr versteht und wahrnimmt, was passiert ist“ (Amy).
„erdrückend- Leute in Weimar wussten damals von allem! Die haben die Menschen am Bahnhof ankommen sehen. Das Krematorium – grausam.“ (Catalina)
„Buchenwald hat mich traurig gemacht, die Kleidung und Ausweise von Häftlingen zu sehen das war so real, grausam. Am modernen Denkmal mit der 37°C warmen Platte standen alle Länder, aus denen „Juden“ hierher deportiert wurden. Auch aus meinem Land Rumänien, das hat mich innerlich sehr traurig gemacht“. (Daria)
„Hier habe ich viel gelernt“ (Suela)
„Bedrückende Stimmung, man konnte sich genau vorstellen, wie schlimm es war.
Nie wieder!“ (Lina)
„Alles im Museum nochmal näher anzuschauen war wichtig. Die Reise wird mir für immer in meinen Erinnerungen bleiben“ (Katharina)
Rückfahrt / +rest
Mit dem Zug ging es dann nach Bad Sulza zum..
Gradierwerk
Bad Sulza entwickelte sich von der Salzsiede zur Kurstadt …das Salz in der Suppe… das wurde vor vielen Jahren in Bad Sulza gewonnen. Die Salzsiederei datiert um 1064. In diesem Jahr erteilte König Heinrich IV. dem hier herrschenden Pfalzgrafen Friedrich von Sachsen das Recht Salz zu sieden. Bis 1967 produzierte man hier noch Speisesiedesalz, welches sogar bis nach Skandinavien exportiert wurde. Heute erinnern noch zahlreiche herrschaftlichen Gebäude(..) an diese Zeit. (..)Der Salzsiedeort wurde auch zum Kurort. Und diese Entwicklung, soll auf den Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe höchstselbst zurückgegangen sein. Quelle: https://bad-sulza.info/sole-und-salzstadt/. |
„Salzhaltiges Wasser lässt man über Weißdorn laufen, diesen Nebel einzuatmen war erholsam.“ (Julia)
„Die salzige Luft, der Nebel, durch die Inhalationshalle in weißen Mänteln zu gehen, war ein Erlebnis.“ (Daria) „Cool“ (Suela). „Der Wandelgang mit den Weißdornzweigen, echt schön im Abendlicht“ (Lea)
Der nette Rezeptionist hatte für uns extra länger aufgelassen, sodass wir danach den Berg hoch zur Toscana-Therme erklimmen konnten. Erholung im warmen Solewasser…
Toscanaworld: Glück und Gesundheit (laut Website)
Baden mit allen Sinnen. In eine andere Welt eintauchen, federleicht entspannen. Die natürlichen Verbündeten heißen Wärme, Heilwasser, Licht und Klang. |
Und die „Produkttester“ sagen:
„Wir bekamen eine tolle Einführung von Micky Remann, der auch Professor für immersive Medien an der Bauhaus-Uni ist. Tolle Lichtshow, als es dunkel wurde.“ (Lea)
„Die Therme war perfekt nach dem Tag, vor allem, wenn man einfach im warmen Wasser die Muskeln entspannen kann.“ (Amy)
„Über die Knochen hören, unter Wasser, cool, was der Herr Remann da erfunden hat.“ (Julia)
„Entspannend und beruhigend, toll, dass man unter Wasser Musik hören konnte.“ (Tobias)
„Relaxing- ein MUSS“ (Suela)
„Unfassbar schön“ (Katharina)
„Warmes Wasser, eins der Highlights“ (Lina)
Wir schliefen sooo gutJ
Next morning: Day 3
Bauhaus Museum
„Interessante Fassade“ (Lea) – dieser metallene Kubus stieß bei vielen Weimarern 2019 als Neubau, zum 100jährigen Geburtstag des Bauhauses, nicht gerade auf Gegenliebe. Im Untergeschoss sind Arbeiten des Vorkurses ausgestellt.
„Vorkurs, Farb-Form-Übungen- die haben wir z.T. in der Schule gemacht.“(Julia)
Da die Direktorin des Museums Fotos der site specific performance der 12er vom letzten Jahr so bemerkenswert fand, lud sie den diesjährigen Jahrgang ein, erneut zu performen.
Gesagt, getan. Diese Chance ließen wir uns nicht entgehen!
Im Erdgeschoss stimmten wir uns mit Frau Kagermann ein, gingen die Phasen und Möglichkeiten an Bewegungen durch. Dann wurden wir „ins kalte Wasser geworfen.“
Die lange, enge weiße Treppe hoch reagierten wir schon gleich auf Architektur und Einrichtungsgegenstände mit unseren Körperhaltungen.
„Der Neue Mensch, das war Oskar Schlemmers Motto.“ (Catalina)
So haben wir auch den Kurz-Film genannt, der von unserer Performance entstanden ist.
„sehr coole Performance, neue Erfahrung, inspirierend“ (Suela)
„Tolle Lebenserfahrung, selbst zu performen in einem Museum, krass.“(Lea)
„Aufregung, Gemeinschaft“ (Katharina)
„Anfangs hatte ich Lampenfieber, aber die Trompetenklänge von Moussa haben mich offener gemacht. Frau Kagermann hat das sehr gut angeleitet.“ (Lina)
„Das Performen war toll, ich habe mich wichtig gefühlt, weil die Leute so aufmerksam geschaut haben.“ (Daria)
„Die Maske hat mir confidence gegeben, geholfen mich zu bewegen.“ (Julia)
„Die Live Musik von Moussa mit der Trompete fand ich sehr schön.“ (Tobi)
„Hat sich gut angefühlt, dass es den fremden Leuten gefallen hat.“ (Amy)
Nach dem Gespräch mit der Kuratorin (die flippte fast aus, als sie Julias Modellbau einer modernen Küche nach der Bauhausküche auf dem Handy sahJ) führte uns Maximilian durch die Ausstellung und erklärte Architektur, Produktdesign und Grafikdesign:
Fotos:23,24,25,26
„Lehrreich, das ganze Produktdesign mal live zu sehen, würde ich weiterempfehlen.“ (Julia)
Maxi, unser Museumspädagoge, hat uns durch Fragen mit einbezogen, das war gut. Ich habe sogar die Metallkanne MT49 von Marianne Brandt gesehen, über die ich in meinem Fachbericht geschrieben hatte.“ (Lea)
„Der Stahlrohrsessel von Marcel Breuer war bequemer als gedacht.“ (Tobi)
„Im oberen Bereich zeigte uns Maxi die Verbindungen des Bauhauses zum Nationalsozialismus.“ (Julia)
Die Direktorin Frau Dr. Ludwig schreibt im Katalog sinngemäß: Das Museum hat sich im „Superwahljahr 2024“ der ambivalenten Moderne im 20. Jahrhundert gewidmet und die Indienstnahme und Diffamierung von Kunst durch Politik untersucht. (…) Mehr als 70 Werke wurden zerstört, darunter die Wandgestaltung von Oskar Schlemmer. Andere Bauhausstudenten, wie Franz Ehrlich, konnten nicht anders und schufen Objekte für die Nationalsozialisten (vgl. Tor in Buchenwald „Jedem das Seine“). Die Ausstellung soll ein Beitrag zur Demokratiebildung sein. Nie wieder ist jetzt! Quelle: Blümm/Otto/Rössler: Bauhaus und Nationalsozialismus, (Katalog), 2024, S.8ff |
Jena, die Lichtstadt (Fotos 27,28,29)
Nach einer Pause gings mit dem Zug in die Studentenstadt JENA. Die Physiker Schott, Zeiss und Abbe sind ihre Berühmtheiten. Ohne Zeiss kein Handy, denn jedes Handy braucht eine Linse!
Im Planetarium sahen wir die „Zeitreise“:
Vom Urknall zum Menschen – Woher kommen wir? Das Planetarium wird zur Zeitmaschine: Wir erlebten, wie unsere Milchstraße, die Sonne und die Erde entstanden, und wie das Leben sich entwickelte. |
„Das Planetarium hat die älteste Kuppel der Welt mit 23m Durchmesser. Wir chillten eine Stunde in bequemen Sitzen unter dem Sternenhimmel über Thüringen- eine lehrreiche Show. Die Thematik interessiert mich sehr, möchte Physik studieren.“ (Lea)
„Sterne schauen…schön…“ (Tobi)
„Toll für Halbschlaf, bisschen Achterbahnfeeling, im Bistro zu teure Ost-Cola“ (Julia)
„Die Stadt Jena ist sehr schön. Im Planetarium war gut, dass man über den QR Code beim Warten mehr über die Sterne entdecken konnte.“ (Julia)
Zurück in Weimar gings am Abend ins Stellwerk-Theater
FAUST (Johann Wolfgang von Goethe) (Fotos 30,31)
Kein Wunder, dass das junge Ensemble eingeladen ist zu Theaterfestivals. Eine coole Inszenierung! Goethes Faust – genial, tiefgründig, stets aktuell. Die »Gretchenfrage« (junge Frau wird zur Mörderin ihres Kindes gemacht), oder des „Pudels Kern“ wurde von den jungen Schauspielern aus ihrer Perspektive inszeniert. Faust lässt sich mit dem Teufel ein im multimedialen Studierzimmer. Von dort aus wird die Welt hinterfragt, ob da noch etwas ist, „was sie im Innersten zusammenhält“. Ein Roadtrip, eine Sinnsuche, samt Pudel, Hexen und der ganz großen Liebe. (laut Website) |
„Faust komplett modern inszeniert, mega“ (Tobi)
„Wenn man bedenkt, dass die Schauspieler in unserem Alter waren, Respekt vor der Leistung, sie haben sich echt gut in die Rollen versetzt !“ (Daria)
„Der Urtext war kombiniert mit eigenen Erfahrungen der SchauspielerInnen, die Nachbesprechung war cool, die sind so talentiert: “Was ist des Pudels Kern?“ (Julia)
„Mega, so viele Gedanken bezeichnen die heutige Realität, das war sehr gut!“ (Suela)
„Am Anfang und am Ende musste ich weinen, aber viele Momente waren lustig. Respekt, wer sich so was traut.“ (Katharina)
„Teils verwirrend, teils hab‘ ich mich verstanden gefühlt.“ (Lea)
Ristorante Primavera
Danach kehrten wir in ein italienisches Restaurant ein und genossen Pizza, Pasta und Insalata Mista. Basta!
Day 4 Fotos:
Unser letzter Tag wurde eingeläutet mit dem berühmten, immer ausgebuchten, Kleinen Bauhausspaziergang. Es war gar nicht leicht, in den Semesterferien einen Führer zu finden. Maximilian, der gerade promoviert, hat uns über alles Wichtige kurzweilig informiert:
Die Bauhausuniversität (1904)
„Das Hauptgebäude ist mit der Außenfassade von Henry van de Velde so schön gestaltet, so moderne große Fenster, sogar ein Belüftungssystem, schon eine wahre Ingenieurskunst.“(Lea)
„Das Zimmer von Walter Gropius, also das Sekretariat – funktionell und praktisch; überhaupt hatte das Unigebäude große Fenster, besonders zum Norden für gutes Licht.“ (Tobi)
„Das Zimmer von Gropius – die Überraschung für mich.“ (Lea)
Tja, da waren sie nun: der Gropiussessel, die Wagenfeldlampe, die Sophittleuchten, der Wandteppich von Benita Otte, alles bunt und in Farbe. J
„Die Uni – eine Möglichkeit für die Zukunft, zum Studieren.“ (Suela)
Die Flure zeigten die typischen Wandgemälde mit Kreis, Dreieck, Quadrat – die Schüler waren sich einig, dass sie so ein ähnliches Wandbild für ihre Schule gestalten wollen. Wir kamen auch an die geometrisierten Menschengestalten von Schlemmer:
„Die Wandgemälde von Oskar Schlemmer wurden von den Nazis abgehauen, weil sie als entartet galten. Schlimm so was, wie fühlt sich ein Künstler dann?“ (Julia)
„In den Fluren im Eingangsbereich hingen Entwürfe der heutigen Studenten, und die riesigen Zeichensäle, – ein Traum.“ (Lina)
Nach einer Pause in stylischen Cafés eigener Wahl traf man sich an der Rokoko- Schönheit, der
Anna Amalia Bibliothek (1691)
„Faszinierende Architektur, Deckenmalerei.“ (Julia)
„Hier komme ich nochmal hin, Bücher mit Ledereinbänden, Gold, Stuck.“ (Lina)
„Typisch Rokoko, schöne Statuen der Dichter und Denker, Goethe und Schiller.“ (Tobi)
„Super schönes interior design.“ (Suela)
„atemberaubend“ (Lea)
Catalina bekamen wir gar nicht mehr raus, sie „klebte“ nah an den Büchern: „Ich liebe Bücher, den Geruch alter Bücher.“
„Wunderschön, so einen Baustil sieht man nicht oft.“ (Amy)
Insgesamt waren sich alle einig: eine tolle Studienfahrt, auch wenn wir rund 50 km zu Fuß unterwegs waren, „wir konnten uns auch besser kennenlernen“ (Daria) und Lea sagte: „die schönste Reise, die ich bisher erlebt habe.“
Katharina Otte-Varolgil