“Die Straße ist Leben – via est vita”, sagten die Römer und brachten damit zum Ausdruck, wie wichtig ihnen ihr gut ausgebautes Straßennetz, das sie selber als Blutkreislauf des Imperiums sahen, war. Nach einem ersten Tag, an dem Informationsmaterial zum Straßenbau gesammelt und ausgewertet worden war, besuchte die Klasse 7/4 dann am zweiten Tag die RömerWelt in Rheinbrohl.
Für die Römer waren Bewegung und Mobilität sehr wichtig, dafür durchzogen ihr Reichsgebiet unzählige gut ausgebaute Straßen (in etwa gleichlang dem doppelten Erdumfang). Diese Straßen wurden nicht von Straßenarbeitern gebaut sondern von den Angehörenden der bis zu 33 römischen Armeen (Legionen) – also von den Legionären. Die römischen Straßen hatten drei Funktionen: Sie sollten erstens die Information über berittene Boten gewährleisten. Weiter sollten sie den Handel zwischen den verschiedenen Provinzen ermöglichen. Und schließlich erfolgten – und das war das wichtigste – über diese Straßen schnelle und groß angelegte Truppenverschiebungen, um so Aufstände niederzuwerfen oder die Reichsgrenzen zu sichern.
Eine sehr engagierte Museumsführerin erklärte der Klasse sehr anschaulich in der RömerWelt Rheinbrohl die Arbeitsschritte, mit denen die Soldaten Roms die Straßen bauten. Dabei war jeder Soldat Spezialist mit genau zugewiesenen Aufgaben. Die Legionäre arbeiteten dabei meistens in voller Rüstung und mit Wachtposten, um so schnell auf plötzliche feindliche Überfälle reagieren zu können. Wie diese Rüstungen aussahen, wie schwer sie waren und wie kräftig ein römischer Legionär sein musste, erfuhren dann die Schülerinnen und Schüler am eigenen Körper.
(Ein einfaches Kettenhemd, das Bogenschützen, Reiterei und Auxiliartruppen (Hilfstruppen verbündeter Völker) trugen, war schon schwierig anzuziehen; es aber wieder auszuziehen, war noch schwieriger und benötigte meistens die Hilfe der Kameraden. Das eng anliegende Kettenhemd war den beweglicheren Einheiten vorbestimmt, während mit der lorica segmantata die normalen Legionäre einen schweren und standartisierten Spangenpanzer trugen.)
(Standartisiert war auch der Legionärshelm, der speziell Wangen und Nacken sicherte, gleichzeitig aber Übersicht und gute Atmungsmöglichkeiten garantierte. Die beiden Legionäre hier bekämpfen sich mit dem römischen Stoßschwert (gladius), mit dem eigentlich gar nicht groß gefochten wurde. Eher wurden damit kurze Stöße unter oder neben dem Schild (scutum) hervor ausgeführt.)
Ab Rheinbrohl sicherte der Limes als gut ausgebauter Grenzwall die Reichsgrenze zum unbesetzten Germanien hin. Ein System von Wachtürmen (belegt mit acht Soldaten) konnte über kurze Distanz mit Feuer- oder Rauchsignalen in kürzester Zeit Verstärkung aus den nachgelagerten Militärlagern und Reiterkastellen ermöglichen. Auch hier war wieder höchste Mobilität notwendig und gegeben.
(Ein Raum für acht Soldaten – allerdings nur mit sechs Betten? Das macht erst Sinn, wenn man weiß, dass immer zwei der acht Soldaten auf Posten waren. Bei Wachablösung machten zwei andere Soldaten ihre Betten frei und die ehemaligen Posten schliefen dann darin. Damit war in der streng disziplinierten römischen Armee gewährleistet, dass die Wachhabenden sich nicht etwa ausruhten sondern auf Posten am Limes standen.)
(Die römischen Soldaten waren Alleskönner. Sie bauten nicht nur Straßen, mit denen europäische Straßen erst seit etwa 200 Jahren mithalten können, sie konnten nähen, schmieden, schlachten, sticken, Leder bearbeiten. Und sie konnten sich selbst versorgen: Alle größeren Verbände führten Handmühlen mit sich, mit denen die Soldaten Korn mahlen konnten, um dann Brot zu backen. Die 7/4 musste in Rheinbrohl feststellen, dass man dafür aber auch ordentlich Muckis brauchte.)
Die römischen Soldaten waren selten erfreut über ihren Marschbefehl nach Germanien. Rom setzte grundsätzlich Soldaten aus weit entfernten Gegenden an den Grenzen ein, um so sicherzustellen, dass es keine Verbrüderung mit den feindlichen Völkern gäbe. Aber für einen Afrikaner, Syrer oder Hispanier war Germanien ein ödes Land – kalt, voller Wälder und Sümpfe und mit großen unerbittlichen Kriegern. Da jahrelang seinen Dienst an der Grenze versehen? Danke! Jetzt waren da aber auch die blonden Germaninnen, die römische Soldaten auch nicht immer völlig unattraktiv fanden. Und so heirateten viele römische Soldaten aus allen römischen Provinzen germanische Frauen nach ihrem Militärdienst und blieben dann auch am Rhein. Rom hat ganze Stämme und Völker im Krieg ausgerottet – aber es integrierte auch Ausländer viel mehr als das heutzutage geschieht: Wer als Afrikaner 20 Jahre Militärdienst für Rom geschoben hatte, wurde römischer Bürger und konnte eine “Ausländerin” heiraten, die damit auch Römerin wurde. Auch das ist Bewegung – Bewegung in den Köpfen!
(Ein großer Tag für den Reitersoldaten Luis Baccus: Nach vielen Jahren Dienst am Limes erhält er nun das römische Bürgerrecht und darf seine germanische Freundin endlich heiraten. Er wird sich in Köln, Koblenz oder Xanten zur Ruhe setzen, einem Beruf nachgehen und als kampferprobter Veteran die römischen Truppen verstärken, falls die Germanen einfallen sollten. Der römische Kaiser schenkte ihm für seine Dienste Land an der Grenze; und Baccus würde das verteidigen. Aber eigentlich hat er nur Augen für seine schöne Germanin.
Und da ist die germanische Braut Laura mit ihren blonden Haaren, die in Rom bei reichen Römerinnen als Perücken so hohe Preise erzielen, weil blond einfach “in” ist.