Griechenland klagt über fehlende finanzielle Mittel zur Linderung der Not der Flüchtlinge, die über deren Staatsgebiet wandern. Ungarn schließt zunächst im Alleingang seine Grenzen. Später folgen Staaten wie Mazedonien, Kroatien und Österreich. Deutschland und Frankreich fordern eine Quotenregelung für die Aufnahme von Flüchtlingen und beharren auf einer strikten Anwendung des Dublinverfahrens, welches die Zuständigkeit für die Asylverfahren in die sogenannten sicheren Drittstaaten verlagert. Wieder andere Staaten, wie zum Beispiel Polen, Bulgarien oder die Slowakei weigern sich grundsätzlich muslimische Migranten/innen aufzunehmen. Üppige Hilfen zur Versorgung der Flüchtlinge werden angeboten und gleichzeitig der Ausbau der Europäische Agentur zur Sicherung der Grenzen Europäischen Union (EU), kurz Frontex, gefordert. Viele unterschiedliche Positionen gibt es in der Gemeinschaft aus 28 Staaten. Dabei ist es nicht leicht, alle Meinungen unter einen Hut zu bringen und eine konsensfähige Lösung zu finden.
Dieses aktuelle Szenario war Grundlage eines Seminars, welches in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Landjugendakademie und der Realschule plus Altenkirchen durchgeführt wurde. Interessierte Jugendliche aus den 10ten Klassen der Schule konnten sich Ende April dafür melden. Mit Hilfe des politischen Planspiels zur EU-Migrationspolitik sollten die Jugendlichen einen Überblick über die handelnden Akteure in der EU erlangen und die Schwierigkeiten bei der Entscheidungs- und Kompromissfindung auf europäischer Ebene spielerisch erleben. “Neben einer Förderung des Europaverständnisses und der Thematik Migration diente dieses Seminar auch zur Stärkung der Kompromissfähigkeit,” so der jugendpolitische Dozent Philipp Schlicht von der Landjugendakademie.
Das Planspiel war auch Teil der Vorbereitung des Europatages an der Realschule plus Altenkirchen. Am 09. Mai stellten die Schüler/innen ihren Mitschüler/innen aus allen 10ten Klassen das Planspiel vor. Als Gast war Landrat Michael Lieber geladen. Zunächst referierte Lieber über die laufenden Städtepartnerschaften im Kreis. Er erinnerte daran, dass es in seiner Jugend nicht selbstverständlich war, dass sich Jugendliche aus verschiedenen Ländern regelmäßig über die Schulen und Vereine gegenseitig besuchten. Er appellierte daran, wie wichtig der regelmäßige Austausch zwischen den Partnern für den Frieden in Europa sei. Die Schüler/innen hatten dann die Gelegenheit, dem Politiker Fragen zu Europa zu stellen, die Herr Lieber überzeugend beantwortete. “Wieder zeigte es sich, dass Jugendliche sehr wohl politisches Interesse mitbringen und bereit sind, für ihre Überzeugungen einzustehen,” freute sich der Fachvorsitzende für das Fach Sozialkunde Axel Karger.
Ein Projekttag zu Europa wird übrigens bundesweit durchgeführt. Entwickelt wurde der Tag während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im Jahr 2007. Seither werben rund um den Europatag am 9. Mai Politiker/innen mit Schulbesuchen für die Europäische Einigung.