FOS-Studientag in Frankfurt

Gleich drei Frankfurter Museen am Schaumainkai besuchten die Fachoberschüler*innen gemeinsam mit interessierten Gästen aus den neunten und zehnten Klassen: Auf dem Plan standen das Museum für Kommunikation, das Städel und das Deutsche Museum für Architektur (DAM).

Im hypermodernen Museum für Kommunikation wird Mediengeschichte neu erzählt. Mithilfe von Medientechnik gewannen die 46 August-Sander-Schüler*innen interaktiv einen Überblick über Geschichte und Gegenwart der Kommunikation und einen Ausblick auf die Zukunft der Kommunikation. Wie in jedem Museum stehen im Zentrum die originalen Objekte, die es für die nächste Generation zu bewahren gilt. Hier werden sie sehr ansprechend präsentiert, und zwar nicht chronologisch, sondern  in Themen-Inseln: Beschleunigung, Vernetzung, Kontrolle und Teilhabe. Anhand von bahnbrechenden Erfindungen kann man die Entwicklung der Kommunikation – von der Keilschrift bis zur Datenbrille – nachvollziehen. Großen Spaß bereitete das Ausprobieren einer Telefonanlage (Elektromagnetismus) von 1810. Dass Telefonate früher das “Fräulein vom Amt” von Hand vermittelte und noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts Auslandsgespräche angemeldet werden mussten, sorgte für Staunen.

Alltagsgesten in ihren vielfältigen Bezugspunkten zu aktuellen kulturellen und technischen Wandlungsprozessen wurden in der oberen Etage erlebbar. Interaktiv reagierten die Schüler u.a. mit Handständen und konnten so ihre eigene Geste filmen und im Museum hinterlassen.

Auch kritische Fragen stellten sich die Fachoberschüler*innen: Werden wir Privatheit künftig kaufen müssen? Wie wird der Körper als interface eingesetzt? Klar wurde: Der digitale Wandel verändert unser Leben! Das hatten die 12er ja bereits im Seminar „Digitale Zivilcourage“ (lbp) anhand von Übungen an Tablets gelernt. Umso wichtiger ist es, Chancen und Folgen der Digitalisierung zu verstehen.

“Making Van Gogh” im Städel

Dank  Online-Tickets konnte die Schülergruppe direkt an den langen Besucherschlangen, vorbei ins Städel, zur Vincent -Van Gogh -Ausstellung. Im Unterricht hatten sich die Gestaltungsschüler*innen mit dem Leben des Künstlers beschäftigt und die Impasto-Technik ausprobiert.

Die  vorbereitenden Bildbesprechungen im Unterricht halfen den FOSlern vor den Originalen Farbkontraste und Komposition zu erkennen und ihre „Aura“ intensiver zu erleben. Dass Van Gogh mit seinen expressiven Portaits „Wegbereiter der Moderne“ ist, wurde anhand der ‚Nachbilder’ von jungen Zeitgenossen deutlich. Die Städel-Ausstellung zeigte: Er muss eine ungeheure Faszination auf seine Zeitgenossen ausgeübt haben!

Schüler-Rückmeldungen: „Ich habe lange vor dem Porträt Arman Roulin gestanden, das ich nachmale.“  – “Schade, ich hätte gerne die Sternennacht gesehen… die Farben hier leuchten so krass“.

Die Ausstellung will nicht alle bekannten Werke zeigen, vielmehr zeigen die Kuratoren, wie ein Künstler posthum solch einen Erfolg erfahren konnte. Van Gogh hatte zu Lebzeiten nur wenige Bilder verkauft! Diese Fragestellung ist für Gestalter unter marketingtechnischen Aspekten höchst spannend. Van Gogh hatte Mentoren in Bruder Theo und  der Schwägerin Johanna, die nach seinem Tod den Nachlass verwaltete. Dazu veröffentlichte sie die Briefe zwischen Theo und Vincent, die durch die vielen Skizzen zu einem Besteller wurden.  Für junge Maler war das damals praktisch eine Anleitung zu „Wie werde ich mit Gestaltung erfolgreich?“.  Außerdem stellte Johanna Van Goghs Werke in großen Museen aus, und baute ein Netzwerk auf. Ein frühes Joint venture!

 

Die Pause am schönen Schaumainkai nutzen einige für fotografische Selbstportäts vor der typischen Wolkenkratzer Skyline Frankfurts! Gestalter eben!

DAM

Wie Perlen an einer Schnur liegen die Museen am Mainufer –  und zum krönenden Abschluss wartete ein praktischer Statik-Workshop im Deutschen Museum für Architektur. Als „Haus im Haus“ wurde es von dem Stararchitekten Gottfried Böhm in eine  Gründerzeit-Villa gebaut und basiert auf dem Grundmodul des Quadrates. 

Entlang von Modellpanoramen zur Architekturgeschichte veranschaulicht die Ausstellung einen Überblick über das Bauen: von der Urhütte über das Bauen in Antike, Mittelalter, Renaissance, Industrialisierung bis zur  Moderne. So manche Baustil-Epoche aus dem Unterricht wurde wiedererkannt. Der praktische Statik-Workshop im Anschluss stellte die Aufgabe, aus sieben Papierstreifen einen möglichst hohen – und standfesten –  Turm zu bauen. Die Gestaltungsschüler*innen machten sich klar, dass in Abhängigkeit von der Funktion eines Bauwerkes, Lasten und Kräfte bei einem realen Bauvorhaben statisch berechnet werden müssen. Dazu kommt die Auswahl der Materialien. Beides hat Konsequenzen für die Konstruktion und die Ästhetik der Architektur. In der aktuellen elften Klasse wurden einige Facharbeiten zu diesem Themengebiet verfasst.

Im oberen Geschoss waren

die  Gewinner des Dam-Wettbewerbs 2020 ausgestellt. Die James-Simon-Galerie hat einen städtebaulichen Spagat auf der Museumsinsel Berlin geschaffen, indem sie die bestehenden neoklassizistischen Bauten (u.a. Pergamonmuseum) aus den 30er Jahren mit ihrem Bau verbindet.

 

Für die Altenkirchener Schüler*innen war besonders interessant, dass an dem Wettbewerb auch Architekten teilnahmen, die innovative Lösungen für Gebäude im ländlichen Raum fanden: denkmalgeschützte Bauten mit modernen Formen und interessanten regionalen Materialien wurden kombiniert.

Museumsbesuche gehören in der FOS fest zum kulturellen Schulprofil. Die drei Frankfurter Museen haben das Interesse geweckt, sich mit Dingen und Zeiten näher zu beschäftigen. Museumsbesuche sind eine effektive Art zu lernen, Inhalte aus dem Unterricht zu festigen und sich zu eigenem Gestalten, Produkt-, Mediendesign und CAD-Zeichnungen inspirieren zu lassen.

Die Fachoberschüler*innen erhalten in der Nachbereitung die Möglichkeit, das Gesehene zu verarbeiten, in eigenen Arbeiten anzuwenden und damit ihr Formenrepertoire gestalterisch weiterzuentwickeln.  Museen können auch gedankliche Entwicklungen für die Gesellschaft anstoßen. Die begleitenden Lehrerinnen Katharina Otte, Antje Fröhlich und Ursula John sind überzeugt: “Mit einem Blick über den Tellerrand können wir Gestaltern und Gestalterinnen von morgen Inspirationen bieten und es ihnen ermöglichen, einen eigenen Ideenpool aufzubauen, aus dem sie schöpfen und eigene Vorstellungen umsetzen können, sie auf die Anforderungen im 21 Jh. vorbereiten.”

„There is no doubt at all that creativity is going to be the most important economic driver oft he future.“

(Edward de Bono,britischer Mediziner, Kognitionswissenschaftler und Schriftsteller)

Last but not least muss hier noch gesagt werden: Die 46 Schüler*innen aus der FOS 11 und 12, und die Interessierten der 9. und 10. Klassen waren eine super Gemeinschaft!